Dialog-Offensive Pflege nimmt wieder Fahrt auf: Die Herausforderungen werden mehr

Die Versorgungssituation der Mülheimer Bevölkerung steht im Mittelpunkt der Bürgerbewegung und das Finden von Nachwuchs für den Pflegeberuf, denn es mangelt an Personal. Die DOP will den Austausch in Mülheim intensivieren und sucht neue Aktive für ihr Plenum und ihre Arbeitsgruppen.

Das Plenum der Dialog-Offensive tagte nach längerer Pause wieder und hat sich viel vorgenommen: Die in der Zwischenzeit von der Lenkungsgruppe geleistete Arbeit in die Breite des Plenums  zu bringen und die anfänglich in Arbeitsgruppen geleistete Arbeit in neuen Formen der Zusammenarbeit wieder aufzunehmen. Gemeinsames Ziel der Plenumsmitglieder ist es, den ethischen Anspruch der Dialog-Offensive Pflege (DOP) mit neuem Elan zu verwirklichen. Der Tenor der Sitzung: „Wir wollen und müssen wieder Fahrt aufnehmen, da die  Herausforderungen eher mehr als weniger werden.“

Neuen Auftrieb haben der Dialog-Offensive Pflege die Veranstaltung im Medienhaus mit der NRW-Selbsthilfegruppe pflegender Angehöriger gegeben sowie die starke Präsenz beim Thema Generalisierung der Pflegeberufe: hier insbesondere die von 300 Gästen besuchte Fachveranstaltung im Februar 2016, an der Barbara Steffens, Franz Müntefering und eine Reihe sehr versierter Kolleg*innen aus NRW teilgenommen hatten.

Zukünftige Arbeitsschwerpunkte:

Versorgungssituation der Mülheimer Bevölkerung: Die pflegerische Versorgung sowie deren Sicherstellung durch Profis und Ehrenamtliche soll das zentrale Thema sein. Die DOP will sich „für alle“ öffnen, damit die Pflegedienste und -einrichtungen intensiver zusammenarbeiten. „Von Konkurrenz kann nicht mehr gesprochen werden, da es kaum noch möglich ist, die anfallende Arbeit mit allen Pflegediensten zu bewältigen. Stationäre und ambulante Einrichtungen müssen ins Gespräch kommen.“ Auch die Gruppe der stationären PDLs soll eingebunden werden.

Nachwuchs gewinnen: Die DOP will sich für ein besseres Image des Pflegeberufs einsetzen, um mehr Nachwuchs anzuwerben. In den Schulen möchte sie Interesse am Pflegeberuf wecken und dessen positive Seiten hervorheben. Die DOP braucht ebenfalls Nachwuchs für Plenum und AGs.

Pflegende Angehörige: Konsens im Plenum ist die gewünschte Vernetzung mit der Landes-AG pflegender Angehöriger „Wir pflegen NRW e.V.“, die auch bundesweit agiert und die erst kürzlich eine Selbsthilfegruppe in Essen gegründet hat. Die DOP möchte anregen, eine solche Gruppe auch in Mülheim ins Leben zu rufen. Pflegende Angehörige sind im Plenum und den AGs der DOP herzlich willkommen.

Pflegeüberleitung: Ab 01.10.2017 wird ein neuer Vertrag gelten, d.h. die Krankenkassen müssen ab dann für die Koordination sorgen. Derzeit ist die Überleitung von pflegebedürftigen Patienten aus dem Krankenhaus nach Hause nicht zufriedenstellend organisiert.

Informationen über das zukünftige Krankenhaus-Entlassmanagement gibt es hier:

https://www.gkvspitzenverband.de/krankenversicherung/krankenhaeuser/entlassmanagement/entlassmanagement.jsp

Ärztliche Versorgung: Die DOP will Mülheimer Ärzte zum Gespräch einladen. Thema ist das große Problem, dass niedergelassene Ärzte gerade vor den Wochenenden „zur Sicherheit“ Patienten ins Krankenhaus einweisen, die nur eine ambulante pflegerische Versorgung benötigen. Oftmals verlassen diese – v.a. dementiell veränderte Menschen – das Krankenhaus dann als „Vollpflegefall“.

Pflegekoordinationsstelle: Viele Patienten bzw. Angehörige rufen zahlreiche Pflegedienste an, bis sie einen ambulanten Dienst finden, der noch Kapazitäten frei hat – auch gerade an Wochenenden. Möglichst bald soll ein einfach zu handhabendes technisches Medium freie Kapazitäten tagesaktuell erfassen. „Bei welchem Pflegedienst geht noch was?“ Damit sollen die Mülheimer Bürger auf einfache Weise erfahren können, wer noch Pflege im ambulanten und stationären Bereich übernehmen kann. Darüber hinaus muss wie erwähnt Aufgabe der DOP sein, die Unterversorgung aktiv anzugehen und Lösungen für den Personalmangel zu finden.

Einrichtung einer kommunalen Prüfinstanz: Ziel der DOP ist es, in Mülheim eine alternative Prüfinstanz zu schaffen, die moralisch-ethische Aspekte und die Prüfung „der Arbeit am Bett“ in den Mittelpunkt stellt und von der Kommune getragen wird. Bisher werden Einrichtungen ausschließlich vom MDK und der kommunalen Heimaufsicht geprüft. Denn die Pflegeplanung und das, was real geschieht, drifte auseinander – so der Konsens im Plenum. Die Prüfungen der Heimaufsicht im stationären Bereich zeigen: „Die Pflege ist gut, die Dokumentation ist gut, aber beides passt nicht zusammen.“                                                             Das Ziel: Qualitätsarbeit könne nicht aufoktroyiert werden, sondern müsse auf freiwilliger Basis und partnerschaftlich stattfinden. Prüfungen sollen kollegial und vertrauensvoll erfolgen und individuelle Ziele für die einzelnen Einrichtungen benannt werden, damit diese ihre Qualität real verbessern können. Das sei zu erreichen, wenn die Angst entfalle, bei der MDK-Prüfung schlechte Noten zu bekommen.

Öffentlichkeitsarbeit: Dabei geht es zunächst um interne Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel „Lust zu machen auf das Mitwirken bei der DOP“. Die Kommunikation der Beteiligten soll intensiviert und besser strukturiert werden. Auf der DOP-Website und Facebook werden nur Themen veröffentlicht, zu denen die DOP eine eigene Meinung vertritt bzw. eine Handlungsmöglichkeit aufzeigen kann. Blickrichtung ist stets die Sinnhaftigkeit für bzw. der Effekt auf den einzelnen Pflegebedürftigen in Mülheim.

Um die DOP und ihre Aktivitäten und Ziele weiter bekannt zu machen, dienen die eigene Website, Facebook-Posts und Presseinformationen oder -termine zu wichtigen Anlässen.

Zusammenfassung der Themen, die innerhalb der kommenden Zeit bearbeitet werden sollen:

  1. Versorgungssituation in Mülheim
  2. Überleitung vom Krankenhaus in die Häuslichkeit
  3. Ausbildungsinitiative
  4. Kommunale Prüfinstanz
  5. Pflegekoordinationsstelle
  6. Kontakt zu pflegenden Angehörigen
  7. Image der Pflege / Attraktivität des Berufes / „Pflege der Pflegenden“
  8. Ärztliche Versorgung
  9. Notfallteam – zur Vermeidung von „Schnelleinweisungen“ alter und dementer Menschen ins Krankenhaus
  10. Wertschätzung der Mitarbeitenden in der Pflege

Zu diesen Themen werden Arbeitsgruppen neu gebildet bzw. die bisher bestehenden wieder aktiviert.

Thema Generalisierung der Pflegeberufe

Das Plenum sieht die Generalisierung der Ausbildung als faulen Kompromiss, der keinen zufrieden stellt. Es sei schwer einschätzbar, was das für NRW bedeutet und inwieweit man Einfluss nehmen könne. Aufgabe der DOP muss sein, junge Leute vor allem für den Altenpflegeberuf anzuwerben. Das Thema Ausbildung und Ausbildungsqualität ist und bleibt ein wichtiger Schwerpunkt für die weitere Arbeit der Dialog-Offensive Pflege.  

 

 

 

 

 

 

 

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